2. Preis
Tanja Oppel
geb. 1986 in Ansbach
lebt und arbeitet in Würzburg
tanjaoppel.de
I'm so fucking mad
Will you be my punching bag?
I'm so fucking mad
Edgy from Ritalin
Counter it with Klonopin
You can't hear me when I scream
Because I use my inside voice
I'm so fucking mad

So lauten die ersten Zeilen des Songs „I’m so Fucking Mad“ der New Yorker Indie-Rockband Nightmare of You von 2014. Es scheint, als habe die Künstlerin Tanja Oppel die Grundstimmung dieses Liedes direkt ins Medium der dreidimensionalen Kunst übertragen. Malträtiert wird in „Violent Frustration“ aber kein menschlicher Boxsack, sondern eine 1,70 Meter hohe (und damit durchschnittliche Körpergröße eines Erwachsenen besitzende) Aludibond. Die weiße, mit großen schwarzen Lettern beschriftete Aluverbundplatte wurde ganz offensichtlich mit dem daneben lehnenden schwarzen Baseballschläger massiv traktiert. Dessen Spuren, die sich als Dellen im Material abzeichnen, erinnern zudem auf subtile Weise an die Einschusslöcher von Hausfassaden in Kriegsgebieten und damit an jegliche Formen von Gewalt, die Menschen einander anzutun vermögen.
Der Aktion inhärent ist zugleich die Legitimation der Aktion: I'm so fucking mad (Ich bin so verdammt wütend) ist Ursache, Anlass und Erklärung zugleich. Aus mehreren Perspektiven betrachtet, ist eben nicht nur der Einzelne in seinem Egozentrismus verrückt, sondern auch die Welt, die die Gesellschaft an den Rand des Wahnsinns und damit in eine ausweglose Situation gebracht hat.
Die von der Künstlerin zunächst sorgfältig gestaltete grafische Arbeit auf einer Alufläche und deren anschließende Zerstörung werden somit auch zu einer Projektionsfläche. Der Akt der Demolierung impliziert zugleich das Potenzial, Neues zu erschaffen. Die Kunst aus Destruktion wird so auch zu einem Symbol der Vulnerabilität einer Gesellschaft mit Beschädigungen, Dellen, Wunden und Narben.
Der performative Akt als solcher ist im Moment der Rezeption durch den Betrachter bereits Vergangenheit. Was aber bleibt, sind die Zeichen einer ungeheuren Wucht und Dynamik und der sehr wichtige Mut einer Künstlerin, zu provozieren, die in ihrer Direktheit sehr zeitgemäß ist.
Dr. Frauke Bayer, 2025